September 2020
"Die Technologie hat fast immer einen unterstützenden Charakter", sagt Patrick Hennen, Chief Technology & Innovation Officer bei ORTEC. Man kann sie als Impulsgeber für das Unternehmen einsetzen, jedoch sollte man vor dem Einsatz genau abwägen, ob sie für das Unternehmen hilfreich ist. Denn die Technologie sollte einen Mehrwert bieten und auch die Geschäftprozesse deutlich verbessern. Letztlich ist die neue Technologie ein Hilfsmittel, kein Endprodukt.
Dieses ist der vierte Artikel der Reihe über fünf Möglichkeiten, Daten für eine bessere Entscheidungsfindung zu nutzen. In diesem Artikel erörtert Patrick Hennen, Chief Technology & Innovation Officer bei ORTEC, die Rolle der Technologie bei der datengestützten Entscheidungsfindung.
Hennen hat mehrere zusammenhängende Trends identifiziert, die in der Zukunft eine bedeutende Rolle spielen könnten: das flexible Cloud-Computing, die rasante Entwicklung der angewandten Mathematik, wie etwa der künstlichen Intelligenz (KI), und eine wahre Datenflut. "Diese drei Entwicklungen - verbesserte Mathematik, deutlich höhere Rechenleistung und wachsende Datenmengen - können kombiniert werden, um größere und komplexere Problemstellungen zu lösen. Und zwar schneller, genauer und umfassender, was in der Regel zu besserer Entscheidungsfindung führen kann. Da die globale Digitalisierung immer weiter voranschreitet, ist es sinnvoll, sich dieser anzunehmen und sich zu einem datengestützten Unternehmen zu entwickeln. Ein Risiko kann jedoch bedeuten, einen ausschließlich technologischen Ansatz zu wählen und dabei die menschliche als auch die organisatorische Komponente des Unternehmens zu vernachlässigen.”
Sie brauchen mehr als nur Technologie
Hennen bestätigt, dass die neue Technologie Menschen sehr begeistern kann. "Sie versprechen sich viel von ihr." Er betont aber auch, dass die modernste Technologie wenig Sinn macht, wenn nicht auf den entsprechenden Business Case, die Strategie, die Qualifikation der Mitarbeiter geachtet wird und auf die vorhandene Unternehmenskultur eingegangen wird. "Die Technologie muss den Bedarf der Unternehmen in der jeweiligen Entwicklungsphase abdecken können. Sie sollte auch dem entsprechen, was die Mitarbeiter von ihr brauchen und erwarten. Wir können zwischen vier verschiedenen Arten von Technologien unterscheiden: die Technologie der Visualisierung und Interaktion, die Technologie der angewandten Mathematik, die Technologie der Datenerschließung und -zentralisierung und die Technologie zur Unterstützung von Geschäftsprozessen. Es wird oft angenommen, dass sie am besten funktioniert, wenn sie standardisiert wird, aber das trifft nicht immer zu. Wichtig ist, dass sie alle Qualitätskriterien erfüllt, um daraus die bestmögliche datengestützte Entscheidung treffen zu können.”
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“Es wird oft angenommen, dass Technologie am besten funktioniert, wenn sie standardisiert werden kann, aber das trifft nicht immer zu.”
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"Bei der Nutzung von Technologie geht es in erster Linie um Menschen“, sagt Hennen. “Jeder kann behaupten, dass man die KI einsetzen muss, um zu bestehen, doch es gibt wenige Menschen, die verstehen, was KI überhaupt ist und wie sie damit bessere Entscheidungen treffen können. KI ist nutzlos, wenn Ihr Unternehmen nicht über die notwendigen Qualifikationen verfügt. Unternehmen, die datenorientiert werden wollen, werden die falschen Entscheidungen treffen, wenn sie nicht die richtigen Mitarbeiter mit dem richtigen Know-how in der Unternehmensführung haben. Man muss die KI von einem wirtschaftlichen und einem technologischen Standpunkt aus angehen. Das bedeutet Talent. Heutzutage sind die CxOs (Chief Experience Officer) sehr erfahren, aber es fehlt ihnen meist an Erfahrung in der Digitalisierung und bei der datengestützten Entscheidungsfindung. Die Menschen denken oft, dass es bei ,Talent‘ darum geht, junge Leute einzustellen, die einfach ,drauf losarbeiten‘ und somit die Unternehmenskultur verändern. Sie sind unzweifelhaft ein Teil des Puzzles, aber man muss auch die richtige Einstellung ,vorleben´: Denn wer bringt Unternehmenswandel und Visionen voran und motiviert dabei die Mitarbeiter? Letztendlich orientieren sich die Mitarbeiter am Verhalten der jeweiligen Chefs.”
Patrick Hennen, Chief Technology & Innovation Officer bei ORTEC
"Neue Talente sind ein Teil des Puzzles. Aber wer bringt Unternehmenswandel und Visionen voran und motiviert dabei die Mitarbeiter? Letztendlich orientieren sich die Mitarbeiter am Verhalten ihrer jeweiligen Chefs."
Umsetzung von Innovationen
Die Notwendigkeit, ein datenbasiertes Unternehmen zu werden, ist eng mit der technologischen Entwicklung verbunden. Diese rasanten Entwicklungen können zu neuen Möglichkeiten führen. Aus Sorge, ihre potentiellen Chancen zu verpassen, sind Unternehmen bestrebt, diese Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Aber wie können Sie eine erfolgreiche Einführung der neuen Technologie in der gesamten Organisationsstruktur gewährleisten? Dies hängt laut Hennen wesentlich von der Art und Weise der Zusammenarbeit innerhalb eines Unternehmens ab. "Im Idealfall ist ihr Unternehmen in der Lage, innovativ zu sein, versteht seine Möglichkeiten zu nutzen und an ihnen zu wachsen. Dieser letzte Schritt mag offensichtlich klingen, wird aber oft vergessen." Wenn es ihnen gelingt, ist ihr Unternehmen in der Lage, zeitgemäß zu handeln und dadurch erfolgreicher zu werden. Es ist etwas, mit dem viele Organisationen nach Aussage von Hennen zu kämpfen haben. "Wenn es in Ihrem Unternehmen beispielsweise 40 Abteilungen gibt, die Google-ähnliche Tools entwickeln, wird dies zwangsläufig scheitern. Unternehmen können und sollen sich nicht mit Google vergleichen, denn Nachahmungen sind erfahrungsgemäß leider mit Misserfolg gekrönt.
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“Wenn es in Ihrem Unternehmen 40 Abteilungen gibt, die alle Google-ähnliche Tools entwickeln, wird dies zwangsläufig scheitern.”
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Oft stellt man fest, dass Unternehmen keine fest definierten datenbasierten Ziele haben, um die bestmögliche Entscheidung für ihre Strategie treffen zu können. Das ist aber zwingend erforderlich um weiterhin erfolgreich zu sein. Für die Umsetzung zu einem datengesteuerten Unternehmen, braucht man eine zentrale Plattform, von der aus sämtliche Maßnahmen gestartet werden - eine technologische Herausforderung, der sich die Unternehmen jetzt stellen müssen. Viele Unternehmen, wie z.B. BCG, sind dabei, Plattformen zu schaffen, die von anderen Unternehmen für ihre KI-Anwendungen genutzt werden können. Einige Unternehmen, wie beispielsweise Shell, sind der Zeit etwas voraus, und wieder andere Unternehmen entwickeln ihre Plattform selbst. Das bedeutet auch, dass sie gleichzeitig für die Wartung der Plattformen verantwortlich sind. In der Praxis sieht es leider aber so aus, dass nicht alle IT-Mitarbeiter die notwendigen Fähigkeiten mitbringen, um der Aufgabe gerecht zu werden. Zudem können sie sich nicht auf ihre Kernaufgaben konzentrieren, da sie damit beschäftigt sind, sich in die neue Technologie selbständig einzuarbeiten. Dies wiederum bringt Nachteile für das Unternehmen mit sich. Dazu gibt es ein einfaches IT-Prinzip: ,Buy before reuse before build.´”
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“Es ist am besten, sich an das IT-Prinzip zu halten ,Buy before reuse before build´.”
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Die Faszination von Daten
Neben neuen Technologien sind Unternehmen mehr denn je von Daten fasziniert, und die Nutzung von Daten für eine bessere Entscheidungsfindung für ihre Strategie ist in den Vordergrund gerückt. Hennen berichtet, dass viele Firmen beliebig Daten sammeln und damit einen Vorsprung erzielen möchten, um schnell mit der Datenanlyse zu beginnen. "Das ist grundsätzlich eine gute Idee, aber Daten sind nutzlos, wenn man nicht zuerst bestimmt, welche Daten man braucht und was man damit erreichen möchte. Sehr viele Unternehmen haben angefangen mit ihren Daten zu arbeiten, widmen aber der Organisation und Struktur der Daten auf einer zentralen Plattform zu wenig Aufmerksamkeit. Diese Unternehmen haben die besondere Bedeutung von Daten erkannt, sind sich aber nicht bewußt, dass sie Datengrundlagen schaffen und dafür notwendigen Investitionen tätigen müssen. Insgesamt sind die Entwicklungen im Bereich Daten und Technologie sehr ähnlich, da diese beiden Bereiche eng miteinander verbunden sind."
“Wenn eine Krise ausbricht, mit wirtschaftlichen oder gesundheitlichen Folgen, wie die aktuelle Corona-Krise, muss man einen neuen Weg finden, sein Geschäftsmodell umzustrukturieren", sagt Hennen. "Unternehmen, denen es gut geht, werden jedoch nicht das Bedürfnis haben, sich zu verändern. Die Auswirkungen einer Krise werden von Branche zu Branche unterschiedlich sein. Einige Branchen beschäftigen Hunderttausende von Menschen, deren Arbeit automatisiert werden könnte. Je stärker man davon betroffen ist, desto größer ist die Notwendigkeit der Digitalisierung. Gleichzeitig stehen die Unternehmen vor einem großen Problem: Sind sie zu schwer betroffen, haben sie nicht das Geld für die Digitalisierung. Zudem werden sich die Erwartungen der Verbraucher verändern, und je näher sie dem Verbraucher sind, desto schneller sollten sie digitalisieren.”
CxOs müssen rechtzeitig anfangen, über ihre Mitarbeiter, Kultur, Organisation und Prozesse nachzudenken. Schließlich sind Daten und Technologie lediglich Hilfsmittel, die das Unternehmen unterstützen, nicht umgekehrt.
Patrick Hennen, Chief Technology & Innovation Officer, ist für die Förderung von Technologie und Innovation in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Technologiepartnern für die gesamte globale ORTEC-Organisation verantwortlich. Er ist davon überzeugt, dass Technologie und Innovation die wichtigsten Voraussetzungen dafür sind, den Nutzen der angewandten Mathematik zu erweitern und zu vertiefen.
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