Juni 2020
Unternehmen, die einen datengestützten Prozess anstreben, konzentrieren sich in der Regel zuerst auf die Entwicklung oder die Anschaffung einer entsprechenden Technologie, die die gewünschten innovativen Möglichkeiten bieten kann. Die technische Umsetzung ist ein wesentlicher Teil des Puzzles: Der Erfolg einer digitalen Umwandlung hängt ganz von den Veränderungen innerhalb der Organisation ab und davon, ob ein konkreter Plan vorhanden ist. Es bedarf einer sorgfältigen Strategie, um zu definieren, welche Veränderungen erforderlich sind - und welche technischen Lösungen dazu beitragen, diese Veränderungen voranzutreiben. Die Umsetzung dieser Strategie erfordert einen einheitlichen Plan, der die verschiedenen Teilbereiche des Projekts präzise aufeinander abstimmt.
Dieser Artikel ist der zweite von fünf Texten der Serie "Fünf Möglichkeiten zur Nutzung von Daten zur besseren Entscheidungsfindung", verfasst von Rianne Langenberg, Managing Consultant bei ORTEC.
Viele Unternehmen, die Entscheidungen über ihre Geschäftsprozesse durch datenbasierte Lösungsansätze begleiten möchten, steigen auf digitale Prozesse um, beispielsweise durch Einsatz von Datenanalyse, künstliche Intelligenz oder maschinelles Lernen. Die Vorteile einer Digitalisierung sind vielseitig, allerdings sind nicht alle Unternehmen erfolgreich. "Der Schlüssel zum Erfolg ist das Verständnis, dass es bei der digitalen Wandlung genauso sehr um organisatorische Veränderungen wie um die Nutzung neuer Technologien geht", sagt Rianne Langenberg, Managing Consultant bei ORTEC.
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“Der Schlüssel zum Erfolg ist das Verständnis, dass es bei der digitalen Wandlung genauso sehr um organisatorische Veränderungen wie um die Nutzung neuer Technologien geht.”
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Langenberg: "Bei der Digitalisierung geht es nicht nur darum, die Effizienz zu verbessern, so dass Sie zum Beispiel die Größe Ihres Kundenservice-Teams reduzieren können. Es geht vor allem darum, intelligenter zu agieren: Indem Sie beispielsweise gewährleisten, dass Ihre Kundendienstmitarbeiter genau wissen, wen sie anrufen müssen, um zu ermöglichen, dass das Unternehmen weiterhin Kunden gewinnt und bindet. Während es bei einem Teil der Digitalisierung um Informationstechnologie (IT) geht, geht es beim datengesteuerten Teil darum, intelligenter zu handeln."
In Werten denken, nicht in Daten
Viele Unternehmen wollen von heute auf morgen zu einem datengestützten Ansatz übergehen, aber Langenberg bemerkt, dass dies zu Fehlern führen kann, da sie zu sehr aus der Perspektive der Datensätze denken und handeln.
"Sicher, das mag sich bis zu einem gewissen Grad innovativ anfühlen, aber es ist nicht wirklich produktiv, einfach Ihre Daten einigen Datenspezialisten zu übergeben und ihnen zu sagen, sie sollen sich 'ein bisschen umschauen'. Es ist ratsam, zunächst zu entscheiden, mit welchem Ziel Sie diese Daten verwenden möchten, was bedeutet, dass Sie das Unternehmen und die Geschäftsziele in den Vordergrund stellen müssen. Vor der Digitalisierung ist es wichtig alle Herausforderungen und Chancen, die die Branche mit sich bringt, zu identifizieren. Zielführend ist es auch, zu Beginn über den Mehrwert der datengestützen Entscheidungsfindung nachzudenken und unternehmensspezifische KPI´s zu definieren. Für einige Unternehmen bedeutet der datengestützte Ansatz die Bereinigung aller Daten: ein Prozess, der viel Zeit beanspruchen kann. Deshalb wäre es hilfreich, mit den Datensätzen zu beginnen, die Sie direkt benötigen".
Zu Beginn stellt sich die Frage: "Warum will Ihr Unternehmen datenorientiert arbeiten? Die Beantwortung dieser Frage ist wichtig, um alle Mitarbeiter von Anfang an mit in den Prozess einzubinden. Sie sollten den Mitarbeitern erklären, was sie genau erwarten können, denn der "Übergang zu einem datenbasierten Ansatz" im Unternehmen ist ein sehr umfangreiches Ziel mit vielen Konsequenzen.
Wir haben für Sie Fragen entwickelt, die Sie zuerst beantworten sollten. In dieser Phase sollten Sie einen grundlegenden Plan für die Veränderungen erstellen. Es gibt keine allgemeingültige Lösung, die auf jedes Unternehmen passt, aber es gibt bewährte Beispiele, an denen Sie sich orientieren können.
Der Erfolg ist abhängig von Ihren Mitarbeitern
Wenn Sie eine Strategie für eine datengesteuerte Unternehmensstruktur schaffen, müssen Sie zunächst entscheiden, warum Sie diese Option verfolgen wollen. Wie im ersten Artikel dieser Reihe über Kunden & Innovationen behandelt, ist das Leitprinzip der Mehrwert für den Kunden. Ausgehend von diesem Ziel können Sie dann damit beginnen, zu analysieren, was Sie brauchen, um dieses Ziel zu erreichen. Dazu ist es in der Regel erforderlich, die gesamte Unternehmensorganisation miteinzubinden. Um den Kunden erfolgreich betreuen zu können, bedarf es mehr als nur dem Einsatz von Informationstechnologie, es erfordert auch Kenntnisse über das jeweilige Geschäftsumfeld. Mitarbeiter und Management werden am Wandel teilhaben und Betriebabläufe müssen geändert werden, um die technologische Einführung zu erleichtern. Diese Prozesse erfordern eine Abstimmung, da alle Komponenten miteinander verbunden sind.
Wie ist die aktuelle Situation des Unternehmens und welche Veränderungen sind in Bezug auf Mitarbeiter und Unternehmenskultur, auf Unternehmen und Prozess sowie auf Daten und Technologie erforderlich? Welche Maßnahmen müssen Sie umsetzen, um sicherzustellen, dass Sie Ihr Unternehmensziele erreichen können? Sobald Sie das herausgefunden haben, können Sie mit der Erstellung eines Maßnahmenplans beginnen, der all diese Aspekte berücksichtigt.
Schnelles Lernen statt schnelles Scheitern
Wie Langenberg erklärt, sollte der erste Schritt in jedem Digitalisierungsprozess die Überarbeitung der Gesamtstrategie anstatt nur der digitalen Strategie des Unternehmens sein:„Einen Marktüberblick verschaffen,Trends erkennen, und die daraus resultierenden Erkenntnisse unter Berücksichtigung der Unternehmensziele bei der Implementierung der neuen Technologie miteinbeziehen.“ Dabei ist es ratsam dem "Fail-Fast-Prinzip“ statt dem „Slam-Dunk-Prinzip“ zu folgen.
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“Man benötigt nicht nur eine Idee, die über Nacht zu einem Slam-Dunk-Erfolg wird: Was man tun sollte, ist, das 'Fail-Fast'-Prinzip anzuwenden.”
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Es ist besser, in Kategorien wie "schnell lernen" statt "schnell scheitern" zu denken, denn es kommt darauf an, dass das Unternehmen schnell erkennt, was Mehrwert schafft und was nicht.
Krisensituationen können Änderungen mit sich bringen und Innovation ist Teil dieses Veränderungsprozesses. Viele Unternehmen waren während der aktuellen Coronavirus-Krise zum Experimentieren gezwungen. Insgesamt ist die Geschäftswelt kreativer geworden, indem sie beispielsweise Online-Bierverkostungen während des Lockdown durchgeführt hat. Die niederländische Lebensmittelkette Albert Heijn, die seit einiger Zeit Home Delivery anbietet, hat mit der Umsetzung der Anti-COVID-19-Maßnahmen Schwierigkeiten, der enormen Nachfrage nachzukommen.
Jetzt ist es an der Zeit, mit der Datenerfassung zu beginnen, da diese Daten Einblicke in die Zukunft bringen werden. Wir alle haben vorhergesehen, dass der Einsatz digitaler Technologien zunehmen wird und dass wir weniger in herkömmlichen Geschäften und mehr online einkaufen. Derzeit befinden wir uns in dieser Situation: Wir haben durch die besondere Situation einen Blick in die Zukunft geworfen, in der wir eine Beschleunigung von Trends wie e-Commerce und Homeoffice sehen.
Jeder sollte es verstehen
Unternehmen, die eine digitale Veränderung in ihre Prozesse einführen möchten, sollten nicht nur die neue Technologie berücksichtigen, sondern auch die damiteingebundene Unternehmensstruktur und -kultur betrachten. Langenberg: "Man kann innovativ werden, indem man hundert neue Ideen auf den Markt bringt, von denen zehn zu einem Erfolg werden könnten. Das funktioniert nicht in einem Unternehmen, welches erwartet, dass jede Idee gleich erfolgreich ist. Sie können sicherlich externe Berater hinzuziehen, dennoch wird es allein nur durch die Beratung schwierig werden diese Veränderungen im Unternehmen zu implementieren. Genauso wichtig ist es, zusätzlich Anwender der Software und Entscheidungsträger im Unternehmen mit einzubeziehen, damit die Einführung und Anwendung reibungslos funktioniert.”
Die gesamte Suppy Chain (Analytics) muss mit einbezogen werden
Das Ziel ist es, dass Analytics, ein wesentlicher Bestandteil der gesamten Unternehmensstruktur, in die Einführung der neuen Technologie integriert wird. Viele Unternehmen nutzen bei der Durchführung von Projekten das Spotify-Modell: Spotify hat einen Weg gefunden, durch Agile-Konzepte verbundene Arbeitsweisen in die DNA seiner Organisationsstruktur einzubetten. Das bedeutet, dass die verschiedenen funktionalen Kompetenzbereiche viel enger zusammenarbeiten müssen - genau das ist es, worum es bei einem datengesteuerten Ansatz geht."Man kann viel mehr aus seiner Kundenbeziehung herausholen, wenn man die Beziehung zum Kunden als Ganzes betrachtet. Die Digitalisierung hat das alles viel einfacher gemacht: Sie können Ihre Preisvorstellungen erst dann festlegen, wenn Sie sich einen Gesamtüberblick über den Kunden verschafft haben. Um die gesamte Bandbreite von Analytics zu erschließen, muss oft die komplette Supply Chain genutzt werden". Langenberg erklärt, dass die Zusammenführung der verschiedenen Elemente der Supply Chain ein gewisses Maß an strategischem Denken erfordert, insbesondere wenn ein Unternehmen nach klassischen, funktionellen Strukturen organisiert ist.
"Wenn man Mitarbeiter auf Grundlage ihrer Rolle im Unternehmen zusammenführt, ist es sinnvoll, alle Analysten im ersten Schritt zusammenzubringen. Wenn Sie jedoch produktorientiert organisiert sind, werden in der Regel alle Analysten auf verschiedene Geschäftsbereiche verteilt sein. Dann wäre es sinnvoll eine zweite zweckmäßige Struktur mit allen Analysten zu schaffen. Jedoch sollten sie die Kompetenz / Souveränität in der Analytics aufweisen. Falls Sie noch keine Analytics Erfahrung haben, empfiehlt es sich, beispielsweise nicht gleich fünf Analysten einzustellen und diese sofort in verschiedene Abteilungen aufzuteilen. Wir empfehlen unseren Kunden eher, mit einem Kernteam zu beginnen, zum Beispiel in Form eines Kompetenzzentrums, welches an einem zentralen Ort außerhalb der IT-Abteilung zu finden ist. Die Idee besteht darin, alle Datenanalysten vorübergehend am selben Ort arbeiten zu lassen: Der Schwerpunkt sollte auf Wissentransfer, dem Aufbau von Expertise und der Festlegung von Standards liegen. Danach sollten die Datenanalysten innerhalb der Organisation neu zugewiesen werden, so dass nur noch ein Kompetenzzentrum mit einer begrenzten Anzahl von Rollen übrig bleibt".”
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“Es geht um das Gesamtpaket: Die Technologie ist nutzlos, wenn die Menschen nicht bereit oder in der Lage sind, sie zu nutzen, während gleichzeitig die begabtesten Menschen ohne die richtige Anwendung der Technologie weniger erreichen.”
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Schließlich geht es um die Kombination von Mensch und Technologie: Die Technologie ist nutzlos, wenn die Menschen nicht bereit oder in der Lage sind, sie zu nutzen, während die begabtesten Menschen ohne die richtige Anwendung der Technologie weniger erreichen. In den nächsten Beiträgen dieser Reihe werden wir uns mit Themen rund um Menschen & Kultur und Daten & Technologie befassen.
Rianne Langenberg is Managing Consultant at ORTEC. With her broad experience in digital strategy, change management and process design, Rianne is always eager to structure and manage new challenges. She loves to be creative and aims to not just improve, but to renew. Making things better ánd more fun.
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